Unklare Richtlinien zur Definition von KI-Systemen

Einführung

Die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Richtlinien zur Definition eines künstlichen Intelligenzsystems (KI-System) bieten keine klare Orientierung. Diese Richtlinien sollten Entwicklern, Nutzern und zuständigen Behörden helfen, die Definition besser zu verstehen.

Definition eines KI-Systems

Das KI-Gesetz der EU definiert ein KI-System als: „ein maschinenbasiertes System, das darauf ausgelegt ist, mit unterschiedlichen Autonomiestufen zu arbeiten und das nach der Bereitstellung Anpassungsfähigkeit zeigen kann; es inferiert aus den erhaltenen Eingaben, wie es Ausgaben wie Vorhersagen, Inhalte, Empfehlungen oder Entscheidungen erzeugt, die physische oder virtuelle Umgebungen beeinflussen können.“

Probleme mit den Richtlinien

Die Richtlinien interpretieren die obige Definition auf eine Weise, die in mehreren Punkten problematisch ist.

Logistische Regression im Anwendungsbereich

In Absatz 42 wird ausgeführt, dass „Systeme zur Verbesserung mathematischer Optimierung“ nicht im Anwendungsbereich liegen. Dabei werden lineare und logistische Regressionen als Beispiele genannt. Außerhalb dieses Kontextes wären diese Methoden jedoch im Geltungsbereich des Gesetzes.

Absatz 45 unterscheidet zwischen „Optimierung der Funktionsweise der Systeme“ und „Anpassungen ihrer Entscheidungsmodelle“, wobei Letzteres im Anwendungsbereich des KI-Gesetzes bleibt. Die Verwendung logistischer Regressionen in Anwendungen, die Entscheidungen über Personen betreffen, würde Anpassungen der Entscheidungsmodelle beinhalten.

Widerspruch zwischen einem Erwägungsgrund und den Richtlinien

Die Richtlinien versuchen, zwischen KI-Systemen und „einfacheren traditionellen Softwaresystemen“ zu unterscheiden, was zu mehr Verwirrung führt. Erwägungsgrund 12 des KI-Gesetzes besagt: „Ein wesentliches Merkmal von KI-Systemen ist ihre Fähigkeit zu inferieren“. Die Richtlinien hingegen behaupten fälschlicherweise, dass Modelle wie Optimierungsmethoden nicht über „grundlegende Datenverarbeitung“ hinausgehen.

Seltsame Argumentation

Die Argumentation, dass ein System, das seit vielen Jahren konsolidiert genutzt wird, nicht über die grundlegende Datenverarbeitung hinausgeht, ist unlogisch. Wie lange ein System verwendet wird, sollte hier irrelevant sein.

Zusätzlich wird als Ausrede angeführt, dass „alle maschinenbasierten Systeme, deren Leistung über eine grundlegende statistische Lernregel erreicht werden kann, formal zwar als maschinelles Lernen klassifiziert werden könnten, jedoch außerhalb des Anwendungsbereichs der KI-Systemdefinition liegen, aufgrund ihrer Leistung.“

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Richtlinien keine Klarheit schaffen, sondern die Verwirrung eher verstärken. Glücklicherweise sind die Richtlinien rechtlich nicht bindend und es bleibt zu hoffen, dass die zuständigen Regulierungsbehörden bei der Interpretation der Definition von KI-Systemen auf fundierte Argumente zurückgreifen werden.

More Insights

EU AI-Gesetz und Australiens Sicherheitsrahmen: Ein globaler Überblick

Laut dem DJ Piper Technology’s Legal Edge-Blog müssen globale Unternehmen, die künstliche Intelligenz einsetzen, die internationalen KI-Vorschriften verstehen. Die Europäische Union und Australien...

Quebecs KI-Politik für Hochschulen und Cégeps

Die Regierung von Quebec hat eine neue KI-Richtlinie für Universitäten und CÉGEPs veröffentlicht, um die Nutzung von generativer KI im Hochschulbereich zu regeln. Die Richtlinien betonen die...

Deutschland setzt AI Act um: Neue Regelungen für KI-Compliance

Die bestehenden Regulierungsbehörden werden die Verantwortung für die Überwachung der Einhaltung des EU-AI-Gesetzes durch deutsche Unternehmen übernehmen, wobei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eine...

Weltführer und KI-Pioniere fordern verbindliche globale AI-Schutzmaßnahmen bis 2026

Weltführer und KI-Pioniere fordern die UN auf, bis 2026 verbindliche globale Sicherheitsvorkehrungen für KI zu schaffen. Diese Initiative zielt darauf ab, die Risiken und Herausforderungen, die mit...

Künstliche Intelligenz im Zeitalter des Zero Trust: Governance neu denken

Im Jahr 2025 sehen wir, wie KI von einem bloßen Schlagwort zu einer praktischen Anwendung in verschiedenen Bereichen wird. Effektive Governance in einer Zero-Trust-Wirtschaft ist entscheidend, um...

Neue AI-Strategie: Technisches Sekretariat statt Regulator

Der bevorstehende Governance-Rahmen für künstliche Intelligenz könnte ein "technisches Sekretariat" umfassen, das die KI-Politik zwischen den Regierungsbehörden koordiniert. Dies stellt einen Wechsel...

KI-Sicherheit als Motor für Innovation in Schwellenländern

Die Diskussion über KI-Sicherheit und -Schutz wird oft als Hindernis für Innovationen wahrgenommen, insbesondere in Ländern der Global Majority. Die bevorstehende AI Impact Summit in Indien im Februar...

AI-Governance in ASEAN: Auf dem Weg zu einem einheitlichen Ansatz?

Wenn es um KI geht, legisliert Europa, während Amerika auf marktorientierte Innovation setzt und China zentral steuert. ASEAN hingegen setzt auf einen konsensorientierten Ansatz, der eine freiwillige...