Big Tech schwächt den KI-Verhaltenskodex der EU

Big Tech hat den AI-Verhaltenskodex abgeschwächt: Bericht

Ein Bericht von Corporate Europe Observatory (CEO) und LobbyControl legt nahe, dass große Technologieunternehmen Druck auf die Europäische Kommission ausgeübt haben, um den Verhaltenskodex für Allgemeine Künstliche Intelligenz (AI) abzuschwächen. Dieser Kodex sollte den Anbietern von AI-Modellen helfen, die Anforderungen des EU-AI-Gesetzes zu erfüllen.

Einfluss von Tech-Unternehmen

Laut der Untersuchung hatten Tech-Unternehmen “strukturelle Vorteile” im Entwurfsprozess des Kodex und schwächten die Regeln für fortgeschrittene AI. Die von der Kommission ernannten 13 Experten begannen im letzten September mit dem Entwurf des Kodex und ermöglichten rund 1.000 Teilnehmern, ihr Feedback in Plenarsitzungen und Workshops einzubringen.

Die Forschung von CEO und LobbyControl zeigt, dass Technologieunternehmen mehr Zugang zum Entwurfsprozess hatten als andere Interessengruppen. Modellanbieter – Unternehmen, die die großen AI-Modelle entwickeln, die der Kodex regulieren soll – wurden zu speziellen Workshops mit den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe eingeladen. Diese Workshops umfassten 15 US-amerikanische Technologieunternehmen, darunter Google, Microsoft, Meta, Amazon und OpenAI.

Begrenzter Zugang für andere Interessengruppen

Andere Stakeholder, wie z.B. Organisationen der Zivilgesellschaft, Verleger und kleine und mittlere Unternehmen (KMU), hatten nur begrenzten Zugang. Ihre Teilnahme an den Workshops beschränkte sich meistens auf emoji-basierte Upvotes von Fragen und Kommentaren über die Online-Plattform SLIDO.

Der Entwurfsprozess wurde von verschiedenen Interessengruppen, insbesondere von Rechtsinhabern und Verlegern, kritisiert, die befürchten, dass die Regeln mit dem Urheberrecht in Konflikt geraten könnten.

Verzögerung in der Veröffentlichung

Ein Sprecher der Kommission bestätigte, dass sie kürzlich ein Schreiben von der US-Regierung erhalten hatte, in dem gegen den Kodex Stellung genommen wurde. Die Verwaltung unter der Führung des republikanischen Präsidenten Donald Trump hat die digitalen Regeln der EU kritisiert und behauptet, sie würden Innovationen behindern.

Der Sprecher der Kommission erklärte, dass die “Obsession der EU-Kommission mit ‘Vereinfachung’ und ‘Wettbewerbsfähigkeit’ die Tür für aggressives Lobbying durch Big Tech öffnet. Der Verhaltenskodex ist nur eines der ersten Opfer dieses einseitigen Fokus auf Deregulierung,” sagte der CEO-Forscher Bram Vranken.

Reaktion der Kommission

Thomas Regnier, ein Sprecher der Kommission, sagte gegenüber Euronews, dass “niemand während des gesamten Prozesses ‘strukturell bevorzugt’ wurde” und dass alle Teilnehmer “die gleiche Gelegenheit hatten, sich über die gleichen Kanäle in den Prozess einzubringen.”

Die endgültige Version des Kodex sollte Anfang Mai veröffentlicht werden, steht jedoch möglicherweise vor einer Verzögerung. Die Kommission kommentierte am Montag nicht, ob die Frist vom 2. Mai eingehalten werden kann. Es wird jedoch erwartet, dass sowohl die Richtlinien für allgemeine Künstliche Intelligenz als auch der endgültige Kodex im Mai oder Juni 2025 veröffentlicht werden.

In einer E-Mail an die Stakeholder, die von Euronews eingesehen wurde, sagte das AI-Büro der Kommission, dass der endgültige Text “vor August 2025” veröffentlicht werden soll, wenn die Regeln für GP AI-Tools in Kraft treten. Die EU-Exekutive kann entscheiden, den Kodex durch einen Durchführungsakt zu formalisieren, der 2027 vollständig anwendbar sein wird.

More Insights

EU AI-Gesetz und Australiens Sicherheitsrahmen: Ein globaler Überblick

Laut dem DJ Piper Technology’s Legal Edge-Blog müssen globale Unternehmen, die künstliche Intelligenz einsetzen, die internationalen KI-Vorschriften verstehen. Die Europäische Union und Australien...

Quebecs KI-Politik für Hochschulen und Cégeps

Die Regierung von Quebec hat eine neue KI-Richtlinie für Universitäten und CÉGEPs veröffentlicht, um die Nutzung von generativer KI im Hochschulbereich zu regeln. Die Richtlinien betonen die...

Deutschland setzt AI Act um: Neue Regelungen für KI-Compliance

Die bestehenden Regulierungsbehörden werden die Verantwortung für die Überwachung der Einhaltung des EU-AI-Gesetzes durch deutsche Unternehmen übernehmen, wobei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eine...

Weltführer und KI-Pioniere fordern verbindliche globale AI-Schutzmaßnahmen bis 2026

Weltführer und KI-Pioniere fordern die UN auf, bis 2026 verbindliche globale Sicherheitsvorkehrungen für KI zu schaffen. Diese Initiative zielt darauf ab, die Risiken und Herausforderungen, die mit...

Künstliche Intelligenz im Zeitalter des Zero Trust: Governance neu denken

Im Jahr 2025 sehen wir, wie KI von einem bloßen Schlagwort zu einer praktischen Anwendung in verschiedenen Bereichen wird. Effektive Governance in einer Zero-Trust-Wirtschaft ist entscheidend, um...

Neue AI-Strategie: Technisches Sekretariat statt Regulator

Der bevorstehende Governance-Rahmen für künstliche Intelligenz könnte ein "technisches Sekretariat" umfassen, das die KI-Politik zwischen den Regierungsbehörden koordiniert. Dies stellt einen Wechsel...

KI-Sicherheit als Motor für Innovation in Schwellenländern

Die Diskussion über KI-Sicherheit und -Schutz wird oft als Hindernis für Innovationen wahrgenommen, insbesondere in Ländern der Global Majority. Die bevorstehende AI Impact Summit in Indien im Februar...

AI-Governance in ASEAN: Auf dem Weg zu einem einheitlichen Ansatz?

Wenn es um KI geht, legisliert Europa, während Amerika auf marktorientierte Innovation setzt und China zentral steuert. ASEAN hingegen setzt auf einen konsensorientierten Ansatz, der eine freiwillige...