Die Perspektiven der Pharmaindustrie im Bereich KI durch den EU-KI-Act
Der EU-KI-Act könnte einen Paradigmenwechsel in der Pharmaindustrie bewirken, indem er neue Herausforderungen und Chancen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) schafft. Experten prognostizieren, dass die Anpassung an diesen neuen rechtlichen Rahmen nicht ohne Wachstumsschmerzen vonstattengehen wird.
Einführung in den EU-KI-Act
Der EU-KI-Act ist die erste umfassende Regelung für KI weltweit und legt ein Risikomodell für den Einsatz von KI-Systemen fest. Die Klassifizierung reicht von inakzeptablem Risiko bis hin zu minimalem Risiko. Systeme, die als inakzeptabel eingestuft werden, umfassen beispielsweise solche, die Menschen manipulieren oder biometrische Identifizierung in Echtzeit durchführen.
Auswirkungen auf die Pharmaindustrie
Die Implementierung des EU-KI-Acts könnte die Art und Weise, wie Pharmaunternehmen KI in ihren Entwicklungsprozessen nutzen, erheblich beeinflussen. Unternehmen wie Eli Lilly, Sanofi und BioNTech haben bereits bedeutende Kooperationen geschlossen, um KI in ihre Medikamentenentwicklungsstrategien einzubinden.
Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit von NVIDIA mit Gain Therapeutics, die darauf abzielt, die KI-Plattform des Unternehmens für die Medikamentenentdeckung zu optimieren.
Regulatorische Herausforderungen
Trotz der potenziellen Vorteile des KI-Acts gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Regulierungsfähigkeit. Bei der LSX World Congress 2025 äußerten Experten, dass die Komplexität der Regelungen Unternehmen vor Herausforderungen stellen könnte. Insbesondere die Medizinprodukteverordnung (MDR), die bereits 2017 verabschiedet wurde, könnte in ihrer Umsetzung mit dem KI-Act in Konflikt geraten.
Die MDR verlangt von Unternehmen, dass ihre Produkte die CE-Kennzeichnung erhalten, was zusätzliche Anforderungen an die Sicherheit und Leistung stellt. Der KI-Act könnte jedoch dazu beitragen, das Vertrauen in die Verwendung von KI in der Pharmaindustrie zu erhöhen.
Zukünftige Möglichkeiten und Herausforderungen
Die neuen Risikokategorien des KI-Acts könnten der Industrie sowohl Vorteile als auch Herausforderungen bringen. Unternehmen, die im begrenzten Risiko-Bereich agieren, könnten von Privilegien profitieren, während kleinere Unternehmen möglicherweise Schwierigkeiten haben, sich an die neuen Vorschriften anzupassen.
Einige Experten argumentieren, dass die Einführung des KI-Acts es europäischen Unternehmen ermöglichen könnte, im internationalen Wettbewerb besser abzuschneiden, insbesondere wenn sie schneller auf den Markt kommen als ihre US-amerikanischen Mitbewerber.
Fazit
Der EU-KI-Act ist ein wegweisendes Gesetz, das die Nutzung von KI in der Pharmaindustrie reformieren könnte. Während er darauf abzielt, Grundrechte zu schützen und Vertrauen in die Technologie zu schaffen, müssen Unternehmen sich auf die damit verbundenen Herausforderungen vorbereiten. Letztlich könnte dieser rechtliche Rahmen die Tür zu neuen Möglichkeiten öffnen, die sowohl für die Industrie als auch für die Gesundheitsversorgung von Bedeutung sind.