EU AI Act Newsletter #88: Ressourcen zur Unterstützung der Umsetzung
Willkommen zum EU AI Act Newsletter, einem kurzen, zweiwöchentlichen Newsletter des Future of Life Institute, der Ihnen aktuelle Entwicklungen und Analysen des EU-Gesetzes zur künstlichen Intelligenz bietet.
Legislative Prozesse
Ressourcen zur Unterstützung der Umsetzung
Die Europäische Kommission hat zwei zentrale Ressourcen zur Erleichterung der Umsetzung des AI Acts gestartet: das AI Act Service Desk und die Single Information Platform. Diese Initiativen zielen darauf ab, die Entwicklung vertrauenswürdiger KI zu unterstützen und notwendige rechtliche Klarheit in Europa zu schaffen. Die Single Information Platform wird als zentrale Anlaufstelle für Informationen zum AI Act dienen und bietet den Beteiligten umfassende Leitlinien zur Umsetzung. Die Plattform enthält Materialien von Mitgliedstaaten, häufige Fragen (FAQs) und verschiedene Ressourcen. Es sind drei digitale Werkzeuge auf der Plattform verfügbar: 1) ein Compliance Checker, der den Beteiligten hilft, ihre rechtlichen Verpflichtungen und Compliance-Anforderungen zu identifizieren; 2) ein AI Act Explorer, der eine intuitive Navigation durch die Kapitel, Anhänge und Erwägungsgründe des Gesetzes ermöglicht; und 3) ein Online-Formular, das die Nutzer mit dem AI Act Service Desk verbindet, der von Experten des AI Office besetzt ist.
Italiens KI-Gesetz
Italien hat sein nationales KI-Gesetz verabschiedet, dessen Umsetzung am 10. Oktober 2025 beginnt. Dieses Gesetz ergänzt den EU AI Act und umfasst sowohl allgemeine Prinzipien als auch spezifische Regeln für Bereiche, die nicht von der EU-Gesetzgebung abgedeckt sind. Zwei zuständige Behörden wurden benannt: die Agentur für Digitale Italien (AgID) als benachrichtigende Behörde und die Nationale Cybersecurity-Agentur (ACN) als Marktüberwachungsbehörde. Die Regierung hat zwölf Monate Zeit, um zusätzliche Maßnahmen zu erlassen, darunter die Angleichung des nationalen Rahmens an den AI Act, die Zuweisung von Verwaltungsbefugnissen an die zuständigen Behörden, die Festlegung von Regeln für das Training von KI-Systemen sowie die Regulierung des Einsatzes von KI in Ermittlungs- und Polizeitätigkeiten.
Niederlande wollen KI-Regeln klären
Die Niederlande haben ein Positionspapier veröffentlicht, das die Klärung der KI-Regeln unterstützt, anstatt sie zu verzögern, und fordern eine Verringerung der regulatorischen Belastungen im digitalen Regelwerk. Das Papier skizziert drei wesentliche Prinzipien: Erstens die Beibehaltung der ursprünglichen Ziele der digitalen Gesetzgebung, während der Fokus auf Klarheit und Kohärenz liegt. Zweitens die Reduzierung der Compliance-Kosten durch praktische Werkzeuge und Unterstützung, insbesondere für Regierungen und kleine sowie mittlere Unternehmen (KMU). Drittens die Straffung der Governance durch eine verbesserte Koordination der europäischen Regulierungsbehörden. Zu den spezifischen Empfehlungen für den AI Act gehört die Priorisierung der Vereinfachung der Umsetzung gegenüber Fristverlängerungen.
Analysen
Kritik an EU-Überregulierung
Der Chief Financial Officer von ASML, Roger Dassen, hat die EU für ihre überregulierte Haltung zur KI kritisiert. Er argumentiert, dass diese Strategie Talente und Unternehmen in Richtung Silicon Valley treibe. ASML hat kürzlich eine bedeutende Investition in das französische KI-Unternehmen Mistral in Höhe von 1,3 Milliarden Euro getätigt, um seinen Einfluss im europäischen KI-Sektor zu stärken.
Kalifornien entwickelt seinen KI-Plan
Kalifornien hat bedeutende Fortschritte in der KI-Regulierung gemacht, während die Bundespolitik stagniert. Gouverneur Newsom hat Gesetze zur Transparenz von KI und zum Schutz von Kindern unterzeichnet. Zu den Schlüsselmaßnahmen gehört das AI Transparency Act von 2025, das sich mit gefälschten Inhalten im Internet befasst.
Zeitleiste für Leitlinien zur Interaktion des AI Acts
Die Europäische Kommission plant, im dritten Quartal 2026 Leitlinien zu veröffentlichen, die erklären, wie der AI Act mit anderen digitalen Gesetzen interagiert. Diese Leitlinien sind besonders relevant für hochriskante KI-Systeme, deren zentrale Anforderungen am 2. August 2026 in Kraft treten.
Keine gemeinsamen Spezifikationen geplant
Die Europäische Kommission plant nicht, verbindliche technische Anforderungen (gemeinsame Spezifikationen) unter dem AI Act zu entwickeln, trotz Verzögerungen bei der Vorbereitung technischer Standards für die rechtliche Compliance. Diese Entscheidung könnte die Branche dazu anregen, die Festlegung von Standards weiter zu verzögern.