Meta und Google kritisieren Europas KI-Vorschriften
Am 20. Februar 2025, während der Techarena-Konferenz in Stockholm, äußerten führende Vertreter der US-Technologiegiganten Meta und Google scharfe Kritik an dem EU KI-Gesetz und der GDPR. Sie beschuldigten diese Vorschriften, Verzögerungen, Compliance-Probleme und das Ungleichgewicht Europas im Bereich der KI zu verursachen.
Regulierung als Hemmnis für Innovation
Chris Yiu, der Leiter der öffentlichen Politik bei Meta, erklärte: „Es gibt jetzt einen breiten Konsens, dass die europäische Regulierung im Technologiebereich ihre Probleme hat. Das Ergebnis ist, dass Produkte verzögert oder abgeschwächt werden. Europäische Verbraucher verlieren.“
Yiu zeigte dies anhand eines Beispiels. Er hob die KI-gesteuerten Ray-Ban-Brillen von Meta hervor, die entwickelt wurden, um Sprache in Echtzeit zu übersetzen und Bilder für sehbehinderte Menschen zu beschreiben. Der Launch in Europa dauerte Monate länger als in anderen Regionen, was auf regulatorische Hürden zurückzuführen war.
GDPR als Hemmnis für Datenverwendung
Die GDPR, das umfassende Datenschutzgesetz in Europa, verlangsamte ebenfalls den Fortschritt. Meta musste klären, wie die Nutzerdaten von Instagram und Facebook zur Schulung ihrer KI-Modelle verwendet werden konnten, ohne gegen die GDPR zu verstoßen.
Veraltete Regeln und Wettbewerbsnachteile
Dorothy Chou, die Leiterin der öffentlichen Politik bei Google DeepMind, kritisierte ebenfalls die bestehenden Vorschriften. Sie sagte: „Das KI-Gesetz wurde im April 2021 entworfen. OpenAI hat ChatGPT im November 2022 gestartet. Das sagt alles aus.“ Chou betonte, dass man KI nicht mit veralteten Regeln regulieren könne, da sich die Technologie zu schnell entwickle.
Sie wies auf das US-amerikanische Inflation Reduction Act als ein Beispiel für eine Politik hin, die tatsächlich für Unternehmen funktioniert. Im Gegensatz zum KI-Gesetz, das sich auf Einschränkungen konzentriert, fördert die US-Regulierung Investitionen und Innovation.
Zusätzliche Compliance-Anforderungen
Kent Walker, Präsident der globalen Angelegenheiten bei Google, äußerte sich kürzlich gegenüber Politico und bezeichnete den neuen EU KI-Verhaltenskodex als „einen Schritt in die falsche Richtung“. Joel Kaplan, der neu ernannte Leiter der globalen Angelegenheiten bei Meta, erklärte, dass Meta in seiner aktuellen Form den Kodex nicht unterzeichnen werde und kritisierte die zusätzlichen Compliance-Anforderungen, die nicht einmal im KI-Gesetz selbst enthalten sind.
Unterstützung von der US-Regierung
Die Unterstützung für diese Kritik kommt auch von der US-Regierung. Der Vizepräsident der USA, JD Vance, kritisierte auf dem internationalen KI-Aktionsgipfel in Paris, dass Europa zu stark darauf fokussiert sei, künstliche Intelligenz zu regulieren, anstatt das Wachstumspotenzial der Technologie zu nutzen.
Stimmen aus der Industrie
Es sind nicht nur die großen Technologiefirmen, die mit den KI-Vorschriften in Europa unzufrieden sind. Auch Investoren und Gründer von Startups warnen, dass die Compliance-Belastungen europäische KI-Startups daran hindern, zu wachsen. Eine vorgeschlagene Lösung ist das „28. Regime“, ein rechtlicher Rahmen, der es Unternehmen ermöglichen würde, unter einheitlichen EU-Vorschriften zu operieren, anstatt sich mit 27 verschiedenen nationalen Gesetzen herumschlagen zu müssen.
Führende Köpfe der Branche, wie der CEO von Stripe, Patrick Collison, und der Mitgründer von Wise, Taavet Hinrikus, unterstützen diese Initiative. Sie fordern die EU-Gesetzgeber auf, eine einheitliche, KI-freundliche Rechtsstruktur zu schaffen, damit Startups sich auf die Entwicklung konzentrieren können, anstatt sich mit Compliance-Problemen auseinanderzusetzen.
Herausforderungen bei der Talentakquise
Luke Pappas, Partner bei NEA, hat laut CNBC darauf hingewiesen, dass eines der größten Probleme in Europa die Anwerbung von Talenten ist. Die Einstellung in mehreren EU-Ländern sei ein bürokratisches Chaos, und die Vergabe von Unternehmensanteilen an Mitarbeiter über Grenzen hinweg sei eine Herausforderung.
Leistung europäischer KI-Aktien
Europäische Technologiegiganten übertreffen in diesem Quartal die Erwartungen und gehören zu den am besten abschneidenden Sektoren in der Gewinnsaison. Angetrieben von der steigenden Nachfrage nach künstlicher Intelligenz verzeichnete der Technologiesektor im MSCI Europa Index ein Gewinnwachstum von 5,5 Prozent im vierten Quartal.
Analysten warnen jedoch vor möglichen Hürden. Sie weisen auf US-Zölle, schwächelnde Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und wirtschaftliche Abschwächungen in China und Europa hin, die weitere Gewinne einschränken könnten.
Die Rolle von Nvidia
Die Aktie von Nvidia ist in den letzten Monaten um mehr als 4 Prozent gefallen, aber Analysten bleiben optimistisch. Ihre nächste große Herausforderung wird am 26. Februar sein, wenn Nvidia die Ergebnisse für das vierte Quartal veröffentlicht. Analysten erwarten, dass das Unternehmen über seine Pipeline neuer KI-Produkte und die Expansion in Robotik und Quantencomputing sprechen wird.
Insgesamt zeigt die Diskussion um die KI-Vorschriften in Europa die Spannung zwischen Regulierung und Innovation. Während die EU versucht, einen Rahmen zu schaffen, der verantwortungsvolle KI-Nutzung fördert, warnen Branchenführer vor den Risiken, die durch übermäßige Regulierung entstehen können.