Kampf um Transparenz: Tech-Unternehmen und die EU-AI-Verordnung

Die Transparenzpflicht im europäischen KI-Gesetz und die Reaktion von Tech-Unternehmen

Am 28. Februar 2025 wurde ein bedeutendes Kapitel im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) aufgeschlagen, als die Europäische Union das KI-Gesetz verabschiedete. Dieses Gesetz wird als das weltweit erste Regelwerk angesehen, das darauf abzielt, die Technologie der künstlichen Intelligenz zu regulieren und fordert insbesondere, dass KI-Unternehmen die Öffentlichkeit darüber informieren, wenn Inhalte von KI erzeugt werden.

Die Herausforderungen der Transparenz

Ein umstrittener Aspekt des Gesetzes betrifft die Transparenz im upstream-Prozess. KI-Unternehmen sind verpflichtet, Rechtinhaber zu benachrichtigen, wenn deren Werke als Trainingsdaten für die Algorithmen ihrer generativen KI-Systeme verwendet werden. Diese Benachrichtigungspflicht, deren Umsetzung noch unklar ist, soll am 2. August in Kraft treten.

Die Tech-Unternehmen, darunter OpenAI und Meta, haben sich vehement gegen diese Regelung ausgesprochen und argumentieren, dass sie ein innovationshemmendes Umfeld schaffen würde. OpenAI-Chef Sam Altman hat sogar in einem Op-Ed in einer französischen Zeitung darauf hingewiesen, dass europäische Regulierungsbehörden die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf zukünftige Chancen berücksichtigen sollten.

Der rechtliche Rahmen und die Reaktionen

Der Konflikt ist nicht neu; bereits 2018 wurde die EU für die Einführung der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) von US-Unternehmen kritisiert. In der aktuellen Situation haben mehrere Nachrichtenorganisationen, angeführt von der New York Times, OpenAI wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt.

In Frankreich droht die LVMHPlünderung journalistischer Werke durch KI-Unternehmen.

Die Debatte um Urheberrechte

Experten argumentieren, dass KI-Unternehmen in der Lage waren, Millionen von Werken durch das Scraping des Internets zu nutzen, häufig ohne die Rechtinhaber zu entschädigen. Jane C. Ginsburg, eine angesehene Professorin für literarisches und künstlerisches Eigentum, stellte fest, dass KI-Entrepreneure behaupten, ihre Kopien seien durch Ausnahmen für Text- und Datenmining in der EU und Fair Use in den USA gerechtfertigt.

Die Fair-Use-Ausnahme erlaubt es, urheberrechtlich geschützte Inhalte zu verwenden, solange etwas Neues geschaffen wird, das nicht mit dem Original konkurriert. In der EU hingegen bietet die Text- und Datenmining-Ausnahme den Rechtinhabern die Möglichkeit, sich abzumelden, wenn ihre Werke für kommerzielle Zwecke verwendet werden.

Die Forderung nach Regulierung

Die Diskussion um Transparenz und Regulierung wird durch Stimmen wie die von Nabil Ayouch verstärkt, der darauf hinweist, dass jede technologische Innovation einen regulatorischen Rahmen benötigt, um erfolgreich zu sein. Er fordert eine vollständige Offenlegung der Werke, die von KI-Unternehmen zu Trainingszwecken verwendet werden.

Die Angst vor einem Verlust der kulturellen Identität wird besonders in kleineren Ländern wie Estland laut, wo die Regierung Gespräche mit Meta führt, um estnische Inhalte kostenlos anzubieten.

Fazit

Die Debatte rund um das KI-Gesetz und die Reaktionen der Tech-Unternehmen zeigen, dass die Themen Transparenz, Urheberrecht und Innovation eng miteinander verknüpft sind. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich die Regulierungen auf die Beziehung zwischen KI-Unternehmen und Inhaltserstellern auswirken werden.

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