CERTAIN treibt ethische KI-Compliance in Europa voran
Die EU-geförderte Initiative CERTAIN hat das Ziel, die ethische KI-Compliance in Europa voranzutreiben, insbesondere im Hinblick auf die wachsenden Regulierungen wie das EU KI-Gesetz.
CERTAIN, kurz für „Zertifizierung für ethische und regulatorische Transparenz in der künstlichen Intelligenz“, konzentriert sich auf die Entwicklung von Werkzeugen und Rahmenbedingungen, die Transparenz, Compliance und Nachhaltigkeit in KI-Technologien fördern.
Das Projekt wird von Idemia Identity & Security Frankreich geleitet, in Zusammenarbeit mit 19 Partnern aus zehn europäischen Ländern, darunter die Fachhochschule St. Pölten (UAS) in Österreich. Mit dem offiziellen Start im Januar 2025 könnte CERTAIN als Blaupause für die globale KI-Governance dienen.
Förderung ethischer KI-Praktiken in Europa
Laut Sebastian Neumaier, Senior Researcher am Institut für IT-Sicherheitsforschung der Fachhochschule St. Pölten und Projektleiter von CERTAIN, ist es das Ziel, entscheidende regulatorische und ethische Herausforderungen anzugehen.
„In CERTAIN wollen wir Werkzeuge entwickeln, die KI-Systeme transparent und überprüfbar gemäß den Anforderungen des EU KI-Gesetzes machen. Unser Ziel ist es, praktikable Lösungen zu entwickeln, die Unternehmen helfen, regulatorische Anforderungen effizient zu erfüllen und das Vertrauen in KI-Technologien nachhaltig zu stärken“, betont Neumaier.
Um dies zu erreichen, zielt CERTAIN darauf ab, benutzerfreundliche Werkzeuge und Richtlinien zu schaffen, die selbst die komplexesten KI-Vorschriften vereinfachen – damit Organisationen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor diese Regeln effektiv navigieren und umsetzen können. Die übergeordnete Absicht besteht darin, eine Brücke zwischen Regulierung und Innovation zu schlagen, um Unternehmen zu ermächtigen, KI verantwortungsbewusst zu nutzen und gleichzeitig das öffentliche Vertrauen zu fördern.
Harmonisierung von Standards und Verbesserung der Nachhaltigkeit
Eines der Hauptziele von CERTAIN ist es, konsistente Standards für den Datenaustausch und die KI-Entwicklung in ganz Europa zu etablieren. Durch die Festlegung branchenweiter Normen für Interoperabilität will das Projekt die Zusammenarbeit und Effizienz bei der Nutzung von KI-gesteuerten Technologien verbessern.
Der Versuch, Datenpraktiken zu harmonisieren, beschränkt sich nicht nur auf die Compliance; er zielt auch darauf ab, neue Innovationsmöglichkeiten zu erschließen. Die Lösungen von CERTAIN sollen offene und vertrauenswürdige europäische Datenspeicher schaffen – wesentliche Komponenten für das Ankurbeln nachhaltigen wirtschaftlichen Wachstums.
Im Einklang mit dem EU Green Deal legt CERTAIN großen Wert auf Nachhaltigkeit. KI-Technologien, obwohl transformativ, bringen erhebliche Umweltprobleme mit sich, wie hohen Energieverbrauch und ressourcenintensive Datenverarbeitung.
CERTAIN wird diese Probleme angehen, indem es energieeffiziente KI-Systeme fördert und umweltfreundliche Methoden des Datenmanagements befürwortet. Dieser duale Ansatz entspricht nicht nur den Nachhaltigkeitszielen der EU, sondern stellt auch sicher, dass die KI-Entwicklung unter Berücksichtigung der Gesundheit des Planeten erfolgt.
Ein kollaborativer Rahmen zur Förderung von KI-Innovation
Ein einzigartiger Aspekt von CERTAIN ist der Ansatz, Zusammenarbeit und Dialog zwischen den Interessengruppen zu fördern. Das Projektteam der Fachhochschule St. Pölten engagiert sich aktiv mit Forschern, Technologieunternehmen, politischen Entscheidungsträgern und Endnutzern, um Ideen, Werkzeuge und Standards gemeinsam zu entwickeln, zu testen und zu verfeinern.
Dieser praxisorientierte Austausch geht über die Produktentwicklung hinaus. CERTAIN dient auch als zentrale Stelle zur Information der Stakeholder über rechtliche, ethische und technische Angelegenheiten im Zusammenhang mit KI und Zertifizierung. Durch die Aufrechterhaltung offener Kommunikationskanäle stellt CERTAIN sicher, dass seine Ergebnisse nicht nur praktisch, sondern auch weit verbreitet angenommen werden.
CERTAIN ist Teil des Horizont Europa-Programms der EU, speziell unter Cluster 4: Digital, Industrie und Raumfahrt.
Das multidisziplinäre und internationale Konsortium des Projekts umfasst führende akademische Institutionen, industrielle Giganten und Forschungsorganisationen, was es zu einem kraftvollen kollektiven Effort macht, die Zukunft der KI in Europa zu gestalten.
Im Januar 2025 trafen sich Vertreter aller 20 Konsortialmitglieder in Osny, Frankreich, um ihre gemeinsame Mission zu starten. Das zweitägige Treffen legte den Grundstein für die ehrgeizige Agenda des Projekts, bei der Partner Strategien zur Bewältigung der regulatorischen, technischen und ethischen Hürden der KI entwickelten.
Sicherstellung der Compliance mit ethischen KI-Vorschriften in Europa
Mit dem näher rückenden Inkrafttreten des EU KI-Gesetzes werden Richtlinien und Werkzeuge wie die unter CERTAIN entwickelten entscheidend sein.
Das Gesetz wird strenge Anforderungen an KI-Systeme stellen, insbesondere an diejenigen, die als „hochriskant“ gelten, wie Anwendungen im Gesundheitswesen, im Transportwesen und in der Strafverfolgung.
Obwohl diese Vorschriften darauf abzielen, Sicherheit und Verantwortlichkeit zu gewährleisten, stellen sie auch Herausforderungen für Organisationen dar, die Compliance anstreben.
CERTAIN zielt darauf ab, diese Herausforderungen zu mildern, indem es umsetzbare Lösungen bereitstellt, die mit dem rechtlichen Rahmen Europas übereinstimmen und gleichzeitig Innovationen fördern. Auf diese Weise wird das Projekt eine kritische Rolle dabei spielen, Europa als globalen Führer in der ethischen KI-Entwicklung zu positionieren.