Drittanbieter-Risikomanagement im Rahmen des EU AI-Gesetzes
Das EU AI-Gesetz ist ein bahnbrechendes Gesetz, das darauf abzielt, die Entwicklung, den Einsatz und die Nutzung von KI-Systemen weltweit zu transformieren. Im Rahmen der schrittweisen Umsetzung sind Organisationen gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Compliance-Anforderungen zu erfüllen.
Ein wesentlicher Aspekt dieser Vorbereitung ist das Verständnis und das Management der Risiken, die mit Drittanbieter-KI-Systemen oder KI-Komponenten verbunden sind, die in ihre Abläufe integriert sind. Ein Versäumnis in diesem Bereich kann zu erheblichen finanziellen Strafen führen, die bis zu 35 Millionen EUR oder 7% des globalen Jahresumsatzes betragen können.
Verständnis des Umfangs und der Auswirkungen des EU AI-Gesetzes
Das EU AI-Gesetz verfolgt einen risikobasierten Ansatz und kategorisiert KI-Systeme in vier Risikostufen: unzulässig, hoch, begrenzt und minimal. Die Verpflichtungen sind direkt proportional zum wahrgenommenen Risiko, wobei hochriskante KI-Systeme (HRAIS) die strengsten Anforderungen erfüllen müssen.
Diese umfassen KI-Systeme, die in Bereichen wie kritische Infrastruktur, Bildung, Beschäftigung, Strafverfolgung und Finanzdienstleistungen eingesetzt werden. Darüber hinaus führt das Gesetz spezifische Bestimmungen für Allzweck-KI (GPAI)-Modelle ein, die unabhängig von ihrem spezifischen Anwendungsfall reguliert werden und strengere Anforderungen für diejenigen stellen, die als systemisch riskant gelten.
Entwicklung eines umfassenden Compliance-Plans für Drittanbieter-KI-Risiken
Die Entwicklung eines robusten Plans ist der erste Schritt zum Management von Drittanbieter-KI-Risiken im Rahmen des EU AI-Gesetzes. Dieser Plan sollte folgende Schlüsselstufen umfassen:
- Identifizierung Ihrer Rolle(n) und Verpflichtungen: Bestimmen Sie, ob Ihre Organisation als Anbieter, Nutzer, Importeur oder Distributor in Bezug auf die Drittanbieter-KI-Systeme agiert, die Sie verwenden oder anbieten.
- Kartierung und Klassifizierung von Drittanbieter-KI-Systemen: Führen Sie ein umfassendes Inventar aller KI-Systeme oder -Komponenten, die von oder an Drittanbieter geliefert werden, durch.
- Einrichtung von Due-Diligence-Prozessen: Implementieren Sie strenge Verfahren zur Bewertung potenzieller Drittanbieter-KI-Anbieter vor der Annahme.
- Integration der EU AI-Gesetz-Anforderungen in Verträge: Stellen Sie sicher, dass Verträge mit Drittanbieter-KI-Anbietern die Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Einhaltung des EU AI-Gesetzes klar definieren.
- Durchführung von Risikobewertungen für Drittanbieter-KI: Führen Sie umfassende Risikobewertungen durch, die sich speziell auf die Integration und Nutzung von Drittanbieter-KI-Systemen konzentrieren.
- Entwicklung eines Compliance-Zeitplans: Richten Sie Ihren Plan nach den Umsetzungsfristen des EU AI-Gesetzes aus.
Entwicklung interner Richtlinien zur Verwaltung von Drittanbieter-KI-Risiken
Gut definierte interne Richtlinien sind entscheidend, um den Compliance-Plan in umsetzbare Praktiken innerhalb der Organisation zu übersetzen. Diese Richtlinien sollten Folgendes behandeln:
- Management von Drittanbieter-Anbietern: Umreißen Sie die Verfahren zur Auswahl, Einarbeitung und kontinuierlichen Überwachung von Drittanbieter-KI-Anbietern.
- Akzeptable Nutzung von Drittanbieter-KI: Definieren Sie Richtlinien für die angemessene und sichere Nutzung von Drittanbieter-KI-Systemen durch Mitarbeiter.
- Datenmanagement für Drittanbieter-KI: Legen Sie klare Regeln für den Umgang mit Daten fest, die mit Drittanbieter-KI-Systemen geteilt oder verarbeitet werden.
- Notfallmanagement für Drittanbieter-KI: Entwickeln Sie spezifische Verfahren zur Identifizierung, Verwaltung und Meldung von Vorfällen im Zusammenhang mit Drittanbieter-KI-Systemen.
- KI-Kompetenz und Schulung: Implementieren Sie Schulungsprogramme, um sicherzustellen, dass das Personal über ausreichende KI-Kompetenz verfügt, um die Risiken und Anforderungen zu verstehen.
Einrichtung von Systemen zur Überwachung und Berichterstattung über Drittanbieter-KI-Risiken
Um die kontinuierliche Einhaltung zu gewährleisten und die mit Drittanbieter-KI verbundenen Risiken wirksam zu verwalten, müssen Organisationen robuste Überwachungs- und Berichtssysteme einrichten:
- Regelmäßige Audits und Bewertungen: Führen Sie regelmäßige Audits von Drittanbieter-KI-Systemen und deren Anbietern durch, um die fortwährende Einhaltung zu überprüfen.
- Leistungsüberwachung von HRAIS: Etablieren Sie Mechanismen zur Überwachung der Leistung von extern bereitgestellten HRAIS.
- Vorfallprotokollierung und -berichterstattung: Implementieren Sie ein System zur Protokollierung aller Vorfälle oder potenziellen Compliance-Probleme im Zusammenhang mit Drittanbieter-KI-Systemen.
- Dokumentation: Führen Sie umfassende Aufzeichnungen über die Bewertung, Bereitstellung und Überwachung von Drittanbieter-KI-Systemen.
- Transparenz und Informationsaustausch: Fördern Sie offene Kommunikationskanäle mit Drittanbietern hinsichtlich ihrer Compliance-Bemühungen und identifizierten Risiken.
- Einrichtung eines Feedback-Mechanismus: Schaffen Sie einen Prozess für interne Stakeholder, um Bedenken oder Probleme im Zusammenhang mit der Nutzung von Drittanbieter-KI-Systemen zu melden.
Ein proaktiver Ansatz für Drittanbieter-KI-Risiken
Die Navigation durch die Komplexität des EU AI-Gesetzes erfordert einen proaktiven und umfassenden Ansatz zur Verwaltung von Drittanbieter-Risiken. Organisationen können die Risiken, die mit der Nutzung von KI-Systemen von externen Anbietern verbunden sind, durch die Entwicklung eines detaillierten Compliance-Plans, die Implementierung robuster interner Richtlinien und die Einrichtung effektiver Überwachungs- und Berichtssysteme mindern.
Frühzeitige Vorbereitung ist entscheidend. Die Identifizierung Ihrer Rolle, die Bewertung Ihrer KI-Systeme und die Entwicklung einer robusten Compliance-Strategie helfen nicht nur, potenziell erhebliche Strafen zu vermeiden, sondern fördern auch Vertrauen und verantwortungsvolle Innovation im Zeitalter der künstlichen Intelligenz.